Interessant dürfte es aber werden, wie
sich die Außenhandelsbeziehung zu China in den kommenden Jahren
darstellen wird. Während der Handel der Vereinigten Staaten mit den
direkten Nachbarn Kanada und Mexiko mehr oder weniger ausgeglichen
ist (siehe Grafik), bringt der Handel mit China den USA ein dickes
Handelsdefizit ein. So fuhren die USA laut US-Handelsministerium im
Jahr 2015 Waren im Wert von 484 Mrd. US-Dollar ein, bei einer
gleichzeitigen Ausfuhr von amerikanischen Waren im Wert von116 Mrd.
US-Dollar nach China. Damit belief sich das Handelsdefizit mit China
auf 368 Mrd., und macht somit die Hälfte des gesamten amerikanischen
Handelsdefizits von 736 Mrd. US Dollar aus. Insbesondere Konsumgüter
fanden ihren Weg nach Amerika und trugen unter anderem dazu bei, dass
die Inflation in den USA trotz der immensen geldpolitischen
Anstrengungen die Wirtschaft zu stimulieren niedrig blieb.
Auf der anderen Seite profitiert China
von den USA als Absatzmarkt. Immerhin 18% der chinesischen Exporte
werden in die USA verschifft. Auch wenn die Transformation der
chinesischen Wirtschaft von einer exportorientierten hin zu einer
Konsumorientierten weiter voran schreitet, wie aus den den letzten
Wachstumszahlen von 2016 ersichtlich wird, bleibt der Export eine
wichtige Stütze. Ein plötzliches wegbrechen der Exporte würde
China derzeit noch stark belasten. Der Außenhandel ist für China
nicht nur wirtschaftlich von Bedeutung. Auch für die geldpolitische
Ausrichtung in China spielt der Außenhandel eine signifikante Rolle.
Die hohen Exportüberschüsse in den letzten Jahren haben immense
Devisenreserven ins Land gespült. Diese braucht die People Bank of
China (PBOC) um die Wechselkursbindung des Yuan an den US Dollar zu
verteidigen.
Seit der überraschenden Abwertung des
Yuan durch die PBOC im August 2015 steht die chinesische Währung
unter Dauerdruck. Die durch die amerikanische Fed und den Erwartungen
in das Infrastrukturprogramm von Präsident Trump ausgelöste
Zinsphantasie sorgen seit Ende letzten Jahres für weiteren
Abwertungsdruck des Yuan. Der PBOC fällt es unter diesen
Rahmenbedingungen zunehmend schwer den Wechselkurs zu verteidigen.
Dementsprechend musste die chinesische Zentralbank im letzten Jahr
ca. 22% ihrer Devisenreserven aufwenden um den Wechselkurs stabil zu
halten. Seit September hat sich der Abwärtstrend bei den
Devisenreserven erneut beschleunigt. Derzeit hält die PBOC noch
Devisenreserven im Wert von rund 3 Billionen US-Dollar.
Wenn nun der Außenhandel mit den USA
einbricht, würden auch die Devisenreserven ausbleiben. Dies könnte
eine sich selbstverstärkende Abwärtsspirale in Gang setzen. Wenn
die Marktteilnehmer angesichts weiter erodierender Devisenreserven
auf eine Abwertung des Yuan spekulieren, müsste die PBOC mehr
Devisenreserven einsetzen um die Wechselkursbindung zu verteidigen.
Dies würde die Abnahme der Devisenreserven weiter beschleunigen und
weitere Spekulanten auf den Plan rufen. Eine Verteidigung des
Wechselkurses würde unter diesem Szenario zunehmend
unwahrscheinlich.
Alternativ könnte der PBOC zur
Verteidigung des Wechselkurses die Zinsen anheben. Dies scheint aber
angesichts der hohen Verschuldung im chinesischen Unternehmenssektor
mit erheblichen Risiken verbunden. Laut Bank für internationalen
Zahlungsausgleich lag die Verschuldungsquote im 2.Quartal 2016 im
chinesischen Unternehmenssektor bei 167% des BIP oder bei umgerechnet
17,8 Billionen US-Dollar. Derzeit scheinen die meisten Unternehmen
finanziell gesund. Der Prozentsatz an notleidenden Krediten wird nach
offiziellen Angaben mit 1,8% beziffert.
Ausländische Institutionen malen aber
ein anderes, viel düsteres Bild der Lage im chinesischen
Kreditsektor. Die Ratingagentur Fitch schätzt, das 15-20% aller
Kredite notleidend sind. Selbst wenn man die untere Schwelle der
Schätzung als Maßstab nimmt, lastet derzeit ein Abschreibungsbedarf
von knapp 2,7 Billionen US-Dollar auf der chinesischen
Kreditwirtschaft. Steigenden Zinsen würden das Problem nochmals
verschärfen. Zudem würden steigende Zinsen auch den Privatsektor
belasten. Auch wenn die Verschuldungsquote aktuell mit knapp 42% des
BIP im internationalen Vergleich noch moderat ist, sollten steigende
Zinsen für einen Preisverfall auf dem Immobilienmarkt sorgen, der
wiederum die Vermögenssituation der Haushalte verschlechtert und
sich letztlich auch negativ auf die private Konsumneigung auswirkt.
Gibt die PBOC dem Abwertungsdruck nach,
könnte das dazu führen, dass die Inflation weiter anzieht. Seit dem
Sommer hat die Inflation in China um gut einen Prozentpunkt auf gut
2% zugelegt. Eine schwächere Währung würde die Inflation
zusätzlich anheizen und damit für Kaufkraftverluste bei den
Haushalten sorgen, was ebenfalls negativ auf die Konsumaktivität
wirkt. Um der Inflation entgegen zu wirken, müsste die PBOC auch in
diesem Fall die Zinsen anheben.
So der so – meiner Meinung nach ist
China derzeit noch deutlich mehr von den USA abhängig als anders
herum. Man darf also gespannt sein, inwieweit Präsident Trump seinen
Ankündigungen Taten folgen lässt.
Ich wünsche ihnen ein erholsames
Wochenende und einen erfolgreichen Start in die neue Woche.
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